Joël Dicker – Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (Hörbuch)

 

Dieser Fall, der Amerika so in Aufregung versetzte und der den Kern meiner Erzählung bildet, war einige Monate zuvor im Frühsommer wiederaufgerollt worden, nachdem man die Überreste eines seit dreiunddreißig Jahren verschollenen Mädchens entdeckt hatte. Damit begannen die Ereignisse in New Hampshire, von denen hier die Rede sein wird und ohne die das Städtchen Aurora im restlichen Amerika mit Sicherheit unbekannt geblieben wäre.

 

Über das Hörbuch

HörbuchHamburg | 1.221 Minuten | Erschienen: 2014 | Original Titel der Vorlage: La Vérité sur l’Affaire Harry Quebert | Sprecher: Torben Kessler
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1975: Die Polizei in der Kleinstadt Aurora erhält einen Notruf. Deborah Cooper hat die fünfzehnjährige Nola Kellergan blutüberströmt durch den Wald rennen sehen, ein Mann hat sie verfolgt. Wenig später ist Deborah Cooper tot und von dem Mädchen sowie ihrem Verfolger fehlt jede Spur.
2008, 33 Jahre später: Der Schriftsteller Harry Quebert, der Aurora seit Jahrzehnten seine Heimat nennt, lässt seinen Garten neu bepflanzen. Dabei wird Nolas Leiche gefunden. Sofort lässt die Polizei Harry festnehmen. Niemand glaubt an seine Unschuld. Niemand außer seinem Schützling Marcus Goldman, der gerade in einer schriftstellerischen Krise steckt. Er muss seinem Verlag ein zweites Buch abliefern, hat aber nicht einmal den Ansatz einer Idee worüber er schreiben soll. Harrys Fall bietet sich gleich in doppelter Hinsicht an, denn der Fall hält ganz Amerika in Atem. Plötzlich hat er ein Thema, das seinen Verleger zufrieden stellt und ihm gleichzeitig die Chance bietet, die Geschichte seines Mentors und Freundes zu erzählen und diesen zu entlasten. Markus macht sich an die Recherchen, um herauszufinden, was Nola damals wirklich zugestoßen ist. Alles beginnt mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte im Jahr 1975…

Meine Meinung

Bevor ich mich diesem Hörbuch gewidmet habe, habe ich über Joël Dicker gehört, dass seine Geschichten einen entweder völlig in Beschlag nehmen oder man sich zu Tode langweilt. Ich gebe zu, dass die lange Laufzeit des Hörbuchs mich anfangs ein wenig skeptisch gemacht hat, ich aber schon nach der ersten Stunde wusste: mich wird diese Geschichte gefangen nehmen.
Die Geschichte begleitet Marcus, der mit Ende zwanzig bereits in den Olymp der Literatur katapultiert wurde. Sein erster Roman war sofort ein Bestseller. Ein ganzes Jahr lang lässt er es sich mit den Reichen und Schönen gut gehen und badet in dem Ruhm erfolgreicher Schriftsteller. Dann gibt es andere, neuere diskussionswürdige Bücher. Marcus Goldman muss nachlegen, wenn er im Gespräch bleiben will. Wäre da nur nicht diese dumme Schreibblockade… Er sucht Zuflucht bei seinem ehemaligen Professor und Mentor Harry, der ihm durch einen Zufall von dem Mädchen erzählt, das er vor über dreißig Jahren geliebt hat und das damals spurlos verschwunden ist. Wenig später wird dann genau dieses Mädchen tot in Harrys Garten gefunden. Marcus ist einer der wenigen, die an Harrys Unschuld glauben, und macht sich daran die Ereignisse von damals neu aufzurollen.
Dabei schreibt er auch die Geschichte von Harrys und Nolas Liebe. Einer Liebe, die mir von Anfang an ein kleines bisschen Bauchschmerzen gemacht hat. Wenn man mich mit 15 gefragt hätte, war ich zu diesem Zeitpunkt schon so was von erwachsen und hätte das Recht gehabt zusammen zu sein mit wem ich will. Aber aus heutiger Sicht fragt man sich dann doch: was will dieser Erwachsene, auf die 30 zugehende Mann mit einer Fünfzehnjährigen? Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mich darauf einzulassen. Aber selbst an den Stellen, die einem im ersten Moment sehr fragwürdig erscheinen, hat Joël Dicker eine Art zu erzählen, die einen immer wieder zurück zu dieser Geschichte zieht. Einer Geschichte, die in manchen Aspekten wunderschön, aber in anderen auch so hässlich wie die Nacht ist. Hinter der heilen Fassade der Kleinstadt Aurora liegen so viele Leichen begraben, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Immer wenn ich dachte jetzt weiß ich was passiert ist, jetzt ergibt das Puzzle ein schlüssiges Bild, ist ein weiteres Detail aufgetaucht, das alles in ein neues Licht getaucht hat. Torben Kessler hat das alles fantastisch und stimmungsvoll vorgelesen. „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ hat ihn definitiv auf die Liste meiner Lieblingssprecher katapultiert.
Die Figuren, die Aurora Leben einhauchen, waren sehr sehr unterschiedliche und eigenwillige Persönlichkeiten, allerdings ist mir in diesem Zusammenhang auch etwas im Gedächtnis geblieben, das vielleicht letztlich auch den Ausschlag gegeben hat, warum ich ’nur‘ vier und keine fünf Punkte vergeben kann: überproportional viele der Frauen waren unerträglich oberflächlich, einfältig oder penetrant, wie etwa Tamara Quinn oder aber auch Marcus‘ Mutter. Ich weiß nicht, ob das wirklich Joël Dickers Bild von Frauen in Kleinstadtidyllen ist oder nur dazu diente, Nola als besonders und anders hevor zu heben, aber ich mag so was in Häufung nicht besonders.

Ivys Fazit

Trotz kleinerer Abstriche und einer anfangs schwer verdaulichen Liebesgeschichte mit großem Altersunterschied hat mich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ absolut gepackt und dafür gesorgt, dass ich mich auch Joël Dickers anderen Romanen widmen werde! Wie oben erwähnt gibt es als Resümee vier von fünf möglichen Punkten von mir.

Aussehen: ♥♥♥

Spannung: ♥♥♥♥

Schlüssigkeit: ♥♥♥♥

Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥

Charaktere: ♥♥♥♥

Schreibstil: ♥♥♥♥♥

Sprecher: ♥♥♥♥♥

Insgesamt: ♥♥♥♥

3 Gedanken zu “Joël Dicker – Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (Hörbuch)

  1. Wenn Dir das Buch gefallen hat, kann ich Dir seine Romane „Die Geschichte der Baltimores“ sowie „Das Verschwinden der Stephenie Mailer“ auch ans Herz legen. Beide haben mir ebenfalls großartig gefallen. Ich bin da aber auch parteiisch und bekomme angesichts der Information, dass es Menschen gibt, die Dickers Bücher zu Tode langeweilen, Schnappatmung! 😉

    Zu den Charakteren sei gesagt, dass die – aus meiner Sicht – bei Dicker immer, quasi ausnahmslos etwas überzeichnet wirken. Ich behaupte mal, das soll so! 😉 Das bezieht sich meines Erachtens aber auf beiderlei Geschlechter. Zwar ging mir Marcus´ Mutter mit ihrer übervorsorglichen Art auch fürchterlich auf den Geist, aber der wirklich blasse, langweilige Bibliothekar Erne Pinkas oder Roy Barnaski, der in seiner Schmierigkeit auch arg überzeichnet wirkt – ich fand ihn super! 😉 – könnten da auch angeführt werden.

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    • Hey hey 🙂

      Danke für deine Empfehlung! Die beiden stehen dank Harry Quebert auch schon auf meiner To-Read-Liste. Vielleicht entwickel ich ab dem zweiten Buch dann auch ein Gefühl dafür, dass die Charaktere einfach so sollen. Aber du hast schon recht, Barnaski war auch ziemlich unerträglich und zwar auf eine „so stellt sich jeder einen geldgierigen, schmierigen Verleger vor“-Art. Vielleicht ist es mir nur bei den Frauen mehr aufgefallen, weil zum Beispiel Tamara Quinn doch mehr Geschichte eingenommen haben als Pinkas und Barnaski.

      Ich bin auf jeden Fall super gespannt auf die anderen beiden Bücher! Und ich freu mich immer wahnsinnig über deine Kommentare, die haben immer interessante Anstöße und Anregungen 🙂 danke dafür!

      Liebe Grüße
      Ivy

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